Mark Bain &
Seit Ende der 1990er-Jahre untersucht Mark Bain die Schwingungen von Gebäuden und deren materielle Beschaffenheit. Dazu nutzt er Schallwellen, die oft unterhalb der Wahrnehmungsgrenze liegen. In seinen Soundarbeiten wirken sie wie ein unsichtbares Objekt, das einen Ort bezeichnet und das das Publikum physisch spüren und hören kann. Diese Projekte entwickelten sich aus Bains Forschungen über die Beziehung zwischen der Resonanzfrequenz des menschlichen Körpers und der Architektur im Rahmen seiner Dissertation am MIT in Cambridge, Massachusetts.
The Archisonic wurde bereits in mehreren Versionen und jeweils in Bezug auf verschiedene Orte als Live-Performance und Installation präsentiert. Mittels selbst entwickelter seismischer Sensoren, die Mikrovibrationen registrieren können, überträgt Bain die Eigenschwingungen eines Gebäudes und verstärkt sie über ein Lautsprechersystem, das auf die spezifischen Proportionen des Gebäudes angepasst ist. Die Sensoren sind mit dem Gebäude verkabelt, um die Resonanzfrequenz abzuleiten. Bain nutzt die Architektur somit wie ein spielbares Musikinstrument – oft auch im Zusammenspiel mit Musiker:innen, Performer:innen oder mit Videopräsentationen.
Er interessiert sich für besondere Orte und Architekturen und dafür, wie verschiedene Materialien klingen. Wie bei einem Instrument gibt es verschiedene Formen und Größen und verschiedene Materialien, die die Schallwellen beeinflussen. Bei The Archisonic sind es die Form und Proportionen des Gebäudes und die Materialien wie Holz, Beton, Glas und Stein. Im Rahmen der VIDEONALE.20 setzt sich Bain konkret mit dem Trinkpavillon in Bonn-Bad Godesberg auseinander. 1962 wurde an diesem Ort eine weitere Heilquelle erbohrt, die Kurfürstenquelle. 1969/70 folgte der Bau eines kubischen Pavillons, der seitdem als Ausschankort von Heilwasser dient. Bain lädt die Besucher:in ein, sich das Erlebnis als eine Art heilendes Klangbad vorzustellen, das den Körper wie eine physisch erfahrbare Klangskulptur umhüllt. (Kathrin Jentjens)