



Dani ReStack &
Sheilah ReStack &
Was sehen wir, wenn wir uns durch den öffentlichen Raum bewegen? Und was sehen wir nicht? Eine Einladung zum Selbstversuch. I AM THE FIRST LESBIAN I EVER MET ist ein Zitat einer Teilnehmerin der ersten Ausgabe dieses Projekts, das 2024 im Rahmen von Circulating Copies der Stiftung IMAI (Inter Media Art Institute) in Düsseldorf stattfand. Sie beschrieb so ihre gelebte Situation als ältere lesbische Frau. Die in diesem Zitat vermittelte Unsichtbarkeit nehmen Dani und Sheilah ReStack zum Ausgangspunkt ihres Projekts für den Bonner Stadtraum. An unerwarteten Orten tauchen Videoporträts auf, unterbrechen die Werbung, zeigen sich in Schaufenstern. Es sind Porträts von lesbischen und queeren Frauen, aufgenommen in einem Setting und mit Objekten, die sie selbst gewählt haben. Überraschend, temporär und doch mit eindeutiger Präsenz unterbrechen sie vorherrschende Bildwelten und nehmen den Platz ein, der älteren weiblich gelesenen Körpern im Allgemeinen und älteren queeren weiblich gelesenen Körpern im Besonderen in der Öffentlichkeit normalerweise nicht gewährt wird.
Es geht um das Herstellen von Sichtbarkeit. Aber es geht auch um den Ausdruck von Anerkennung für diejenigen, die in ihrem Kampf um Gleichberechtigung und Teilhabe vor ihnen waren und in der Zukunft noch kommen werden – im Geiste einer selbst geschaffenen Genealogie queerer Schwesternschaft. Und es geht um das Spür- und Denkbarmachen einer Verbindung zwischen diesen und anderen Frauen mit ihren jeweils spezifischen – nicht selten geheim gehaltenen – und gleichzeitig überindividuellen Lebenserfahrungen, verbunden mit dem Wunsch nach Solidarität und Gemeinschaft im Widerstand gegen und über normativ gezogene Grenzen hinweg.
Während im Stadtraum die Einzelporträts der Bonner Frauen zu sehen sind, werden diese in der im flow atelier gezeigten Videoversion zusammengeführt. Mit den Mitteln der Montage und Fiktion wird hier eine erweiterte Lesart eröffnet, die einlädt zur Imagination einer übergenerationellen Gemeinschaft der Vielen. (Tasja Langenbach)
Die Künstler:innen und die Videonale danken allen teilnehmenden Frauen für ihren Mut und ihre Großzügigkeit.