


Ana María Millán &
In einer Ära, die von einer »Fehlfunktion der Vorstellungskraft« (Rebecca Solnit) geprägt ist, untersucht das Werk von Ana María Millán das Potenzial von Gaming als Werkzeug für kollektives Worldbuilding. Ihre Praxis nutzt häufig Live-Action-Roleplay (LARP) als Rahmen, um Szenen zu kreieren, die Fiktion und gesellschaftspolitische Kritik miteinander verweben, wobei immer Ironie und Unvorhersehbarkeit eingesetzt werden. Desert ist Computersimulation und Videospiel zugleich. Die Arbeit nimmt uns mit auf eine Reise, die in einer Bergbaumine bei Cali, Kolumbien, beginnt und in eine karge Wüste führt, die von einer riesigen Masse aus Erdöl bevölkert wird. Das Spiel lässt uns in das Öl eintauchen – ein Material, das globale Dynamiken prägt und lenkt. Die Spieler navigieren in der Landschaft stets unter der Führung von Würmern, die sowohl als Navigatoren als auch als Ausgräber fungieren und tief in den Kern der Erde vordringen.
Im Bewusstsein, dass digitale Animation und Computergrafik zum Teil während des Kalten Krieges für militärische Zwecke entwickelt wurden, setzt Millán diese Medien als ein Instrument des Worldbuildings ein. Gemeinschaftliche Vorstellungskraft und das Verbinden von Utopie und Dystopie stehen im Zentrum ihre Konzeption und spiegeln die komplexen und ambivalenten Realitäten wider, die wir einnehmen und mitgestalten. Milláns Ansatz der Spielentwicklung fördert die kollektive Handlungsfähigkeit, bei der Fehler als integraler Bestandteil des Prozesses verstanden werden und Spieler:in und Umgebung interagieren. Fluidität ist dabei entscheidend – sowohl in Bezug auf die Grenzen zwischen virtuellen und physischen Welten als auch auf die Verbindungen, die zwischen menschlichen und nichtmenschlichen Akteuren entstehen. In ihrer Arbeit betont die Künstlerin insbesondere Beziehungen zwischen verschiedenen Spezies und erinnert uns daran, dass unsere Existenz im Wesentlichen relational ist, grundlegend geprägt von den Ökosystemen und Wesen, die uns umgeben. (Vanina Saracino)
3D und Programmierung: Andres Sandoval Alba und Ana María Millán
Audio: Maya Saravia