





Maryam Tafakory &
Die Künstlerin hat auf Grund ihrer Unterstützung von Strike Germany ihre Teilnahme an der VIDEONALE.20 zurückgezogen. Wir bedauern, aber respektieren diese Entscheidung.
Nazarbazi handelt von Trauer, (unausgesprochenem) Verlangen und dem Streben nach Wiederermächtigung. Als kunstvolle Collage verwebt Maryam Tafakory ihre eigenen Worte mit Versen bekannter Dichter sowie Ton- und Bildfragmenten aus 25 Jahren iranischer Filmgeschichte. Sie spielt mit den Erwartungen der Betrachter:innen und evoziert Vermutungen, nur um sie mit subtilem Humor wieder zu entkräften. Ein Spiel zwischen Schein und Wahrheit, kreiert durch feine Nuancen, zweideutige Gesten und intensive Blickwechsel. Emotionale Close-ups von Frauengesichtern treffen auf verstohlene Männerblicke; auf Männer, die Frauen mit stiller Faszination beobachten. Ein konstantes Wandern zwischen Nähe und Distanz. Der Wunsch nach Berührung, daraus resultierende Sehnsucht, Leere und Stille. »Wenn du nazarbazi [das Spiel der Blicke] kennen würdest, würdest du erkennen, dass der Blick täuscht.«
Nazarbazi ist sowohl eine Hommage an das iranische Kino und die iranische Poesie als auch ein Kommentar zur postrevolutionären Situation im Iran. Trotz der Gewalt, die dem Großteil der gezeigten Bilder innewohnt, entziehen sich die Protagonistinnen der Opferrolle. Tafakory wandelt den ›male gaze‹ der Regisseure in Kommentare zur Rückgewinnung der eigenen Körperautonomie und verweist zugleich auf versteckte Codes, die das Berührungsverbot im iranischen Film umgehen. »Um dir zu zeigen, wo dein Verlangen liegt, genügt es, es dir – ein wenig – zu verbieten.« Eine diskrete Kommunikation, die nur Eingeweihte verstehen. Handys, Taschen oder Tücher dienen als Requisiten, um direkten Kontakt zu vermeiden. Berührung ohne Berührung.
Zum Schluss macht sich ein energetisches Gefühl breit. Türen, Vorhänge und Fensterläden öffnen und schließen wiederholt. Ein Sturm zieht auf. »Wir waren von Anfang an darüber informiert, wie diese Reise enden würde. Und dieses Wissen bedeutet dasselbe wie Duldung, so dass wir Bescheid wussten und unseren Hals in Unterwerfung anboten.« (Fabienne Bonus)